Engagierter Vortrag in Waldstetten von Hans-Jörg Polzer
Im Rahmen der monatlichen Vortragsreihe des CDU-Gemeindeverbands Waldstetten zu aktuellen Themen ging es in einer Sonntagsmatinee um die Bildungspolitik. Hierzu konnte mit dem ehemaligen Schulamtsdirektor Hans-Jörg Polzer ein ausgewiesener Fachmann gewonnen werden. Polzer war bis vor kurzem der Leiter des staatlichen Schulamts Göppingen, das auch für den Ostalbkreis zuständig ist. Musikalisch umrahmt wurde die Matinee von dem Schulleiter der Musikschule Waldstetten Manfred Fischer und deren ehrenamtlichen Vorsitzenden und ehemaligen Schulleiter Wolfgang Göser. Der CDU-Ortsvorsitzende Hans-Josef Miller war darüber hoch erfreut, dass er zahlreiche Gäste begrüßen konnte und Hans-Jörg Polzer zu diesem politisch hochbrisanten Thema Stellung beziehen würde, das für unser aller Zukunft richtungsweisend sei.
Ganz zufrieden ist Hans-Jörg Polzer mit dem Bildungsplan nicht. „Wenn der Schüler nicht mehr im Mittelpunkt steht und man nur versucht, ein System durchzusetzen, dann hat man den Grundgedanken der Bildung nicht verstanden“, betonte er. „Sieben Gemeinden im Ostalbkreis haben ihre Hauptschulen durch die Umwandlung in Werkrealschulen verloren. An die Lehrer hat keiner gedacht“, sagt Hans-Jörg Polzer. Als 2011 die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wegfiel, „brach der Damm endgültig“. Das Problem: Die Gymnasien werden überrannt, in den anderen Schularten sinken die Schülerzahlen. Meist zu Lasten der Hauptschule. Im Ostalbkreis entschieden sich demnach im Schuljahr 2009/2010 rund 36 Prozent der Viertklässler für das Gymnasium. 2014/15 waren es 41 Prozent. 2009/10 entschied sich ein Viertel der Viertklässler für die Haupt- oder Werkrealschule. 2014/15 waren es nicht einmal mehr zehn Prozent. „Das entspricht“, sagt Polzer, „auch dem Landesdurchschnitt“. Auch mit den Realschulen sei man nicht gerecht umgegangen, kritisiert Polzer. Realschulen ist es jetzt gestattet, die Abschlussprüfung für die Hauptschule abzunehmen. „Somit muss sich die Realschule zum einen auf das Bildungsformat der Hauptschule einstellen. Zum anderen entfernt sie sich mit ihren Kompetenzen immer mehr vom Gymnasium.“ Die Gymnasien betrachte der neue Bildungsplan getrennt von den anderen Schularten. Es gebe somit den selben Bildungsplan für vier Schularten: Haupt-, Werkreal-, Real-, und Gemeinschaftsschule. Letztgenannte sollen künftig eine Oberstufe nach dem Vorbild des G9 anbieten. Das sei „kontraproduktiv“ im Hinblick auf die beruflichen Schulen, meint Polzer. „Berufliche Schulen sind die Nahtstelle zur Wirtschaft. Wenn wir die duale Ausbildung, die ein Grund für die erfolgreich Wirtschaft in Deutschland ist, stärken wollen, dürfen wir den beruflichen Schulen keine Kompetenzen wegnehmen“, warnte er. Für die anderen Schularten könne es schwierig werden, eine „Nahtstelle zur Wirtschaft“ zu bleiben. So soll in Realschulen das Fach „Wirtschafts- Berufs- und Sozialorientierung“ eingeführt werden. „Auf das Berufsleben wird man am besten durch Projekte und Praktika in Betrieben vorbereitet“, meinte Polzer weiter. Mit der Berufsorientierung als Schulfach entfallen solche Projekte. „Da frage ich mich, wie die Schule allein im Klassenzimmer die Schüler auf die Berufswelt vorbereiten möchte“, sagt Polzer. Die Aufklärung „ist das wichtigste Element der Pädagogik“. Diese Art der Bildung gelte es zu erhalten.
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